Bildung verbindet die Welt

Im Zeitalter der Globalisierung macht die Projektarbeit des Missionswerks missio München Schule. Zum Beispiel am Gymnasium Schäftlarn nahe der bayerischen Landeshauptstadt. Dank der langjährigen Zusammenarbeit mit dem Haus missio ist eine Partnerschaft mit einer Schule in Indien gewachsen. Begleitet von missio-Referentinnen und Referenten und getragen vom Engagement der Schülerschaft und Lehrenden besitzt die Schulpartnerschaft eine große Strahlkraft für weitere Kooperationen.

 

Bei einer Redaktionskonferenz eines Wochenmagazins geht es wohl nicht anders zu als an diesem Tag am Gymnasium Schäftlarn nahe München. Mit nachdenklichen Blicken beugen sich sechs Köpfe über den Entwurf eines Seitenlayouts. Die einen tragen Hoodies, die anderen Hemden. Alle gemeinsam haben sie eine Entscheidung zu tragen: Wie soll das neue Logo der Homepage aussehen an der sie gerade arbeiten? Und gibt es kein besseres Foto für den Seitenauftritt? „Das Bild kann man ja später noch austauschen“, sagt Luisa, um das Thema abzuschließen. Benedikt auf der anderen Tischseite bietet Unterstützung bei der Bearbeitung des Image-Films an: Er habe da eine Software zum Schneiden daheim. Profis unter sich.

Gemeinsam mit Anna, Johannes, Stefan und Lilli sitzen Luisa und Benedikt heute zusammen, um die nächsten Schritte zur Präsentation ihrer Partnerschule „Stella Maris“ in Indien auf der schuleigenen Homepage zu besprechen. Achtklässler sind sie, normalerweise hätten sie jetzt Freizeit. Für die Mitarbeit an der Homepage haben sie sich freiwillig gemeldet: „Ich finde es wichtig, anderen zur Seite zu stehen, wenn es an Schulbildung oder Geld fehlt“, sagt Benedikt. Er sagt das stellvertretend für die anderen, die zustimmend mit dem Kopf nicken. Auch Religionslehrer Casper van Laak nickt. „Unsere Kooperation mit Indien ist ein Langzeitprojekt, das ist ungeheuer spannend.“

Ohne die Mithilfe von missio, das sagt van Laak auch ganz klar, hätten sie all das niemals auf die Beine stellen können. Die Homepage ist ja nur der nächste Meilenstein in einem Prozess, zu dem Spendenläufe für die indische Partnerschule gehören, wie auch eine Informationsbroschüre über das Lernen und Lehren der Partnerschule Stella Maris: Dazu zählen auch Schülerreisen nach Indien und persönliche Verbindungen, die im Laufe der Zeit entstanden sind. Sein Blick wandert zu der Bildungsreferentin Tanja Scheller, die diesen Entwicklungsprozess kontinuierlich begleitet: „Wir haben noch viel vor.“ Die Zusammenarbeit zwischen dem Benediktinergymnasium Schäftlarn und missio ist über viele Jahre gewachsen. Begonnen hat sie mit der regelmäßigen Ausstellung des interaktiven Lernspiels „missio for life“, bei dem Jugendliche ab der achten Klasse spielerisch in Rollen von Gleichaltrigen aus Indien, Tansania und den Philippinen schlüpfen. In der Turnhalle des Schäftlarner Gymnasiums wurde auch die Weiterentwicklung des Lernparcours vorgestellt. Seither können Spielerinnen und Spieler mit 3-D-Brille in die virtuelle Welt eintauchen, um für ausgewählte Problemfelder in aller Welt sensibilisiert und zum sozialen Engagement ermutigt zu werden.

Die Unterstützung der Stella Maris Schule ist eine konkrete Wirkung dieses Lernens: 2014 sammelten die Mädchen und Jungen bei einem ersten Spendenlauf rund 18.000 € für die indische Partnerschule. Im Jahr 2018 reisten Jugendliche der Oberstufe gemeinsam mit einem Bildungsreferenten der missio-Bildungsabteilung in die Diözese Khammam. Zurückgekehrt sind sie mit Erfahrungen, die ihr Bild vom globalen Miteinander ein Leben lang positiv prägen werden. „Besonders toll an unserer Reise fand ich, dass wir unsere indischen Partner nicht nur sehen, sondern wirklich mit ihnen zusammenarbeiten konnten“, beschrieb eine Teilnehmerin ihre Erfahrung. Die Freude mit der die Kinder in diesem ländlich geprägten Teil Südindiens zur Schule gehen, hatte die Jugendlichen besonders beeindruckt. „Die Wertschätzung für Bildung ist dort viel höher“, meinte eine andere Teilnehmerin, „wir empfinden Schule viel zu oft als Pflicht und weniger als Chance.“ Das war auch die Meinung der anderen Reiseteilnehmenden: letztlich würden alle Jugendlichen für ihren persönlichen Traum kämpfen, egal in welchem Land sie geboren sind. Es sei nur gerecht, dass Jugendliche aus Deutschland ihre Privilegien nutzen und die indischen Partner darin unterstützen, ihre Ziele zu verwirklichen. Um der Schülerschaft und den Familien daheim die Situation vor Ort näher zu bringen, haben die Teilnehmenden eines P-Seminars zur Studien- und Berufsorientierung auf ihrer Reise 2018 auch Bilder und Informationen gesammelt. Die Ergebnisse ihrer Recherchen sind in die Imagebroschüre eingeflossen, die sie mit Unterstützung von missio erstellt haben. Auch Schulleiter Wolfgang Sagmeister ist begeistert von der Kooperation mit dem Missionswerk, zu der viele Baustellen zählen: Schülerpraktika etwa, Bildungsworkshops im Monat der Weltmission oder Veranstaltungen für die Handy-Spendenaktion: „Es ist unsere Aufgabe, den Schülerinnen und Schülern die Augen für die ganze Welt zu öffnen“, meint Sagmeister. Die Kooperation mit missio sei besonders wertvoll für ihn: „Wir profitieren von der großen Erfahrung des Hauses.“

Die Zusammenarbeit mit dem Benediktiner-Gymnasium vor den Toren Münchens ist eines der vielen Projekte, mit denen missio seine Bildungsarbeit an Schulen vorantreibt. Auf Anfrage führt das Bildungsreferat Workshops durch zu Themen der globalen Gerechtigkeit, interkulturellen Kompetenz und der christlichen Verantwortung in der Welt. Das Team setzt auch das transmediale Erlebnis „Missio for Life“ um, entwickelt lernplankonformes Bildungsmaterial und begleitet bayernweit Projektseminare an der gymnasialen Oberstufe. Im Haus der Weltkirche finden außerdem Workshops statt mit Grundschülern, Erstkommunion-Kindern und Firmlingen wie auch Veranstaltungen in der Erwachsenenbildung. Nur im Corona-Jahr war alles etwas anders. Viele der Termine wanderten hinüber in die digitale Welt. „Wir sehen, dass wir mit unseren digitalen Angeboten einen größeren Teilnehmerkreis erreichen und ortsunabhängig Expertise gewinnen können“, erklärt Dr. Christian Mazenik, Leiter der missio-Bildungsabteilung diese Entwicklung. Das sei ein großes Plus. Doch reale Begegnungen können all das nicht ersetzen.

In Schäftlarn arbeiten Luisa und Benedikt und die anderen weiter am digitalen Auftritt von Stella Maris. Irgendwann wollen sie sich selbst gern ein Bild machen. Sie wollen nach Indien fahren, gemeinsam mit ihrem Lehrer und dem missio-Bildungsreferat. Einander auf Augenhöhe begegnen, einander austauschen, sich gemeinsam weiterentwickeln: das ist Bildung, wie sie kein Lehrbuch leisten kann.

 

Aus dem Missio Jahresbericht 2020