Theater-Besuch 10.Klassen

„Nathan der Weise“ im Volkstheater – 10. Klassen vertiefen brisantes Thema


Am 04. Februar 2015 besuchten wir, die Klassen 10a/b, mit unserem Deutschlehrer Herr Kroha passend zu unserer Deutschlektüre die Inszenierung von Gotthold Ephraim Lessings Aufklärungsdrama „Nathan der Weise“ im Münchner Volkstheater.
In der Einführung vor dem Stück bekamen wir einen guten Einblick über die Hintergründe der Aufführung. Nach einer Reise durch Indien war Regisseur Christian Stückl über die heftigen Auseinandersetzungen von Hindus und Muslimen entsetzt. Dadurch entstand die Idee zu einer Neuinszenierung von Lessings „Nathan der Weise“. Bei den Proben in München wurde seine Idee durch die aktuellen Ereignisse, das Attentat auf die Satire-Zeitschrift „Charlie Hebdo“ und die Pegida-Demonstrationen in Deutschland, bestätigt.
Die Botschaft Lessings, der ein äußerst toleranter Freidenker war, lautete: Weder das Christentum, noch das Judentum, noch der Islam ist die einzig wahre Religion. Jede Religion muss sich durch Taten beweisen. Stückls Meinung ist, dass es jedem Menschen möglich sein sollte nach seiner Fasson zu leben. Auch in seiner Inszenierung bezog er sich immer wieder auf die politische Gegenwart und kritisiert alle, die glauben, den wahren Gott für sich „gepachtet“ zu haben. Vor allem die Anspielungen und Kritik gefielen uns sehr.
Die Kostüme waren der heutigen Zeit angepasst. Die Sprache bleibt „unangetastet“. Die Schauspieler sprachen im klassischen jambischen Versmaß, dem Blankvers. Obwohl das Stück etwas gekürzt war, dauerte es insgesamt 3,5 Stunden, was für einige Schüler doch recht lang war. Viele waren der Meinung, dass man die eine oder andere Szene schon noch hätte kürzen können.
Das Bühnenbild war eher schlicht und erinnerte an eine Wüstenformation mit weitem Horizont. Durch die Schlichtheit lenkte nichts vom Inhalt des Stückes ab. Viele Schüler hätten es allerdings besser gefunden, wenn etwas mehr „Action“ auf der Bühne gewesen wäre. Stark waren eingespielte Filmszenen zu Beginn des Stücks, die mordende Kreuzritter zeigten, um die blutrünstige Stimmung des damaligen Jerusalems zur Zeit des 3. Kreuzzugs, zu erzeugen.
Eine Figur hat Stückl verändert: Melek. Dieser ersetzte Saladins Schwester Sittah. Aus seinem Mund klingen die Aussagen radikaler. Genau dieser Melek gefiel den Schülern am besten. Er passte mit seiner Darstellung als „Terrorist“ perfekt in die moderne Inszenierung und veranschaulichte sehr gut die ideologisch-radikalen Religionsanhänger der heutigen Zeit.
Generell fanden alle Schüler die Kombination von Deutschunterricht und Theaterbesuch prima, da der Stoff des Unterrichts nochmals vertieft wurde und so zu einem besseren Verständnis beitrug.

Lynn Hohenadl, Klasse 10a

Fotos vom Münchner Volksteheater