Geschichte/Sozialkunde

"Ein Volk, das sich seiner Geschichte nicht erinnert, ist dazu verurteilt, diese erneut durchleben zu müssen." (George Santayana, 1863 - 1952)

Ist Geschichte und Sozialkunde nötig?

Sollte man "altes Gerümpel", die Vergangenheit, in Zeiten der Entschlackung von Lehrplänen, der zunehmenden schulischen Belastung der Schülerinnen und Schüler und übervoller Stundentafeln nicht über Bord werfen und zu Gunsten "moderner", für die Wirtschaft unseres Landes notwendiger Fächer zurückdrängen?

Die Fächer Geschichte und Sozialkunde geben aus ihrem modernen Selbstverständnis heraus darauf eine eindeutige Antwort.

Eine Demokratie ist nur so gut wie ihre Bürger! Deshalb sind Hauptziele der beiden Fächer die Erziehung zu kritischem Denken und die Vermittlung der Fähigkeit, sich auf Grund gewonnener Erkenntnisse über vergangene Entwicklungen und Ereignisse, über das Denken von Personen der Vergangenheit ein eigenständiges Urteil bilden zu können. Dies führt nicht zu einem rückwärtsgewandten Denken, sondern eröffnet die Möglichkeit, Zukunft bewusst mitgestalten und mit verantworten zu können. Wissen verhindert Manipulierbarkeit und macht die Teilhabe als "mündiger Bürger", wie sie unser Grundgesetz voraussetzt, erst möglich!

Dabei befassen sich die beiden Fächer nicht nur mit unseren nationalen Gegebenheiten, sondern beziehen die immer wichtiger werdenden Aspekte der europäischen und außereuropäischen Entwicklungen mit ein. Europa, die Europäische Union beeinflussen unser Leben schon heute in erheblichem Umfang. Das Wissen um historische Konflikte und Gemeinsamkeiten ermöglicht ein bewusstes Einbeziehen der Sichtweisen anderer Länder in die eigene Entscheidung. Einer globalisierten Welt muss darüber hinaus ein globalisierter Blick auf die Hintergründe und historischen Wurzeln anderer Kontinente entsprechen, um positiv und selbstbewusst zur friedlichen Entwicklung der Welt beitragen zu können.

Wie arbeiten die Fächer Geschichte und Sozialkunde heute?

War vor allem Geschichte früher "berüchtigt" als Fach, in dem man unendlich viele Jahreszahlen auswendig lernen musste, so verstehen sich beide Fächer heute als Bereiche, die Schülerinnen und Schülern neben Grundlagen historischen Wissens durch das Erlernen von Arbeitstechniken, von Herangehensweisen an historisch-politische Zusammenhänge die Möglichkeit eröffnen, eigenständig Prozesse und Entwicklungen zu erarbeiten, zu verstehen und die entsprechenden Schlussfolgerungen für die Zukunft zu ziehen.

Deshalb ist die Anknüpfung an die Lebens- und Erfahrungswelt von Kindern und Jugendlichen notwendig und selbstverständlich. Dazu gehören auch die Einbeziehung moderner Unterrichtsmittel und -materialien und der Blick über die Schule hinaus. Zentrale Elemente sind dabei Exkursionen und Schulfahrten, die historische Stätten näher bringen, erlebbar machen und zur Auseinandersetzung auffordern. Ausstellungsbesuche, Fahrten zu antiken Stätten in Bayern, der Besuch der KZ-Gedenkstätte in Dachau, die einwöchige Berlin-Fahrt der 10. Klassen, die in Seminarveranstaltungen, Führungen, Museumsbesuchen und politischen Diskussionen die jüngere Geschichte und Politik verdeutlicht, und die Abiturfahrt nach Rom, die die kulturellen und die für unser Benediktinergymnasium so wichtigen religiösen Wurzeln unseres Kontinents beleuchtet und kritisch zur Diskussion stellt, gehören deshalb u. a. zum festen Bestandteil der beiden Fächer.

Geschichte und Sozialkunde sind also zentrale, unverwechselbare und unverzichtbare Bestandteile der Bildung, die Kinder und Jugendliche an einem, an unserem Gymnasium erfahren sollen.
Geschichte ist nicht alles, aber alles ist oder wird Geschichte!

Lehrplaninhalte Geschichte:

Klasse 6 - Von den ersten Menschen bis zum Reich der Franken   

Ausgehend von der Beschäftigung der Schüler mit Geschichte im außerschulischen Bereich und ihrer alterstypischen Neugier auf Unbekanntes und Fremdes wird ihnen ein anschaulicher und systematischer Zugang zur Vergangenheit vermittelt. Sie werden an Bedingungen geschichtlichen Wissens sowie an die Vorgehensweise des Faches Geschichte und an seine Kategorien herangeführt. Sie erkennen auch, welche Bedeutung die Beschäftigung mit der Geschichte für den Menschen besitzt.

Die Schüler beobachten die Entwicklung früher Kulturen in der Auseinandersetzung mit ihrer natürlichen Umwelt. Bei der Beschäftigung mit Griechenland und dem Römischen Reich begegnen sie Fragestellungen und Phänomenen, die auch in späteren Epochen immer wieder von Bedeutung sind. Den Übergang von der Antike zum Mittelalter erkennen sie als eigenständigen Zeitraum, der von Kontinuität und Wandel geprägt ist.

Klasse 7 - Vom Mittelalter bis zum Absolutismus

Die Jugendlichen lernen Grundzüge der alteuropäischen Gesellschaft im Mittelalter und in der frühen Neuzeit kennen und erfahren von Begegnungen der Europäer mit fremden Zivilisationen. Die Europäisierung der Erde wird ihnen als eine Vorstufe der modernen Globalisierung vermittelt. Renaissance, Humanismus, Reformation und Konfessionskriege begreifen sie als eine Phase, in der im Innern das Verhältnis von Individuum und Gemeinschaft thematisiert, nach außen die europäische Staatenwelt neu geordnet wird. Am Beispiel des Absolutismus und der konstitutionellen Monarchie lernen sie wichtige Veränderungen in Staat, Gesellschaft und Wirtschaft während der frühen Neuzeit kennen.

Klasse 8 - Vom Zeitalter der Aufklärung bis zum Ende des Ersten Weltkriegs

Die Jugendlichen setzen sich mit dem Übergang von der alteuropäischen zur industriellen Gesellschaft auseinander. Sie lernen Ansätze zur Ausbildung demokratischer Strukturen sowie Hemmnisse und Rückschläge auf diesem Weg kennen. Dies erlaubt ihnen, die historischen Grundlagen freiheitlich-demokratischer Wertvorstellungen in ihrem Gegensatz zu Obrigkeitsdenken, und Nationalismus zu erfassen.

Klasse 9 - Widerstreit der Ideologien und Systeme im 20. Jahrhundert

Ausgehend von der Beschäftigung mit der Weimarer Demokratie und der existenziellen Gefährdung demokratischer Ordnungen in Europa durch das nationalsozialistische Gewaltregime sehen die Jugendlichen, wie sich als Ergebnis des Zweiten Weltkriegs die Teilung der Welt zwischen den neuen Supermächten USA und UdSSR vollzieht und im beginnenden Kalten Krieg Konfrontation, aber auch globale Stabilität als "Gleichgewicht des Schreckens" herrschen. Vor diesem Hintergrund betrachten sie die historische Entwicklung nach 1945.

Klasse 10 - Die Auflösung der bipolaren Welt

Die Schüler erkennen, dass seit den 1960er Jahren Entwicklungen in Gang kommen, die eine neue Dynamik in die internationale Politik bringen und Auswirkungen sowohl auf die bis dahin bipolare weltpolitische Konstellation der Nachkriegszeit als auch auf die Situation in der Deutschen Frage nach sich ziehen. Die Auflösung der Blöcke 1989/90 erfassen sie als einen epochalen Vorgang für das 20. Jahrhundert. Die Schüler begreifen, wie das Ende des Ost-West-Konflikts auch die Lösung der Deutschen Frage ermöglicht und für die ehemaligen Staaten des Ostblocks die Möglichkeit eröffnet, am europäischen Integrationsprozess teilzuhaben. Zugleich erkennen sie aber auch, wie die Auflösung der bipolaren Welt zu einer Instabilität neuer Art führt.

Klasse 11/12

Der Geschichtsunterricht in den Jahrgangsstufen 11 und 12 löst sich vom genetisch-chronologischen Strukturierungskonzept der vorangegangenen Jahrgangsstufen und beinhaltet im Sinn eines wissenschaftspropädeutischen Zugriffs sowie einer vertieften historischen Bildung ein mehrperspektivisches, methodenorientiertes Arbeiten der Schüler an exemplarischen Themenbereichen, wie es für die Oberstufe des Gymnasiums kennzeichnend ist.
Die Ordnung der Lehrplanthemen orientiert sich an räumlichen Kategorien und geht vom "Nahen" zum "Fernen": Zunächst stehen Land und Region im Mittelpunkt des Unterrichts (11.1), danach Deutschland (11.2), Europa (12.1) und zuletzt außereuropäische und internationale Vorgänge (12.2). Jedem dieser vier Räume begegnen die Schüler in Verbindung mit Teilbereichen historischer Forschung.

  • 11/1: Leben in der Ständegesellschaft des 15. bis 18. Jahrhunderts bis zur entstehenden Industriegesellschaft des 19. Jahrhunderts
  • 11/2: Demokratie und Diktatur - Probleme der deutschen Geschichte im 20. Jahrhundert: Weimarer Republik, Nationalsozialismus, frühe Bundesrepublik Deutschland, Deutsche Demokratische Republik
  • 12/1: Historische Komponenten europäischer Kultur und Gesellschaft: Die Schüler erfahren, dass ihre Lebenswelt nicht nur durch die jüngere Geschichte, sondern grundlegend und langfristig wirksam auch von Entwicklungen der Antike, des Mittelalters, der Frühen Neuzeit und des 19. Jahrhunderts geprägt ist
  • 12/2: Konfliktregionen und Akteure internationaler Politik in historischer Perspektive: Zwischenstaatliche Beziehungen waren seit der Antike von militärischen Auseinandersetzungen einerseits und dem diplomatischen Bemühen um Beilegung von Konflikten andererseits gekennzeichnet. Die Schüler sollen, je nachdem, ob man einzelne Phänomene der internationalen Politik mit Blick auf die betroffene Konfliktregion oder aus der Sicht der handelnden Parteien betrachtet, unterschiedliche Perspektiven an repräsentativen Beispielen kennen lernen.          Beispiele:    Der Nahe Osten - Historische Wurzeln eines weltpolitischen Konflikts                                              Die USA – von den rebellischen Kolonien zur globalen Supermacht


Lehrplaninhalte Sozialkunde:

Klasse 10

  • Grundlagen unseres demokratischen Zusammenlebens
  • Mitwirkungsmöglichkeiten in der demokratischen Gesellschaft
  • Die politische Ordnung in Deutschland
  • Lebensgestaltung im 21. Jahrhundert

Klasse 11

  • Struktur und Wandel der Gesellschaft in der Bundesrepublik Deutschland
  • Grundzüge politischer Systeme der Gegenwart

Klasse 12

  • Aspekte der Europäischen Einigung
  • Frieden und Sicherheit
  • Nationale Politik in einer globalisierten Welt
  • Außenpolitik der Bundesrepublik Deutschland