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Ein Tag in der 5a - unser Präfekt Herr Rußer erzählt

Nach Latein, Erdkunde, Musik, Mathe, Sport und Bio haben sich die Kinder der 5a ihr Mittagessen redlich verdient. Ich als Präfekt habe mich bereits vorher mit den Lehrerinnen und Lehrern getroffen. Das ist wichtig, denn so erfahre ich direkt, welche Probleme es am Vormittag gegeben hat, ob ein Kind Schwierigkeiten hatte und all die Informationen zur Hausaufgabe, zu den Leistungen der Kinder und zu dem, was noch geübt werden könnte oder muss. Es ist entscheidend, dass die Arbeit im Unterricht direkt in die Betreuung am Nachmittag einfließt, keine zwei Lernwelten und -stile entstehen. Die Mädchen und Jungen sollen sich nicht nur schulisch gefördert, sondern vor allem persönlich betreut und wahrgenommen fühlen und dies funktioniert am besten, wenn ich die Abläufe des Vormittags schon kenne und für den Nachmittag beachte. Da hat sich ein Kind verletzt, da gab es Streit und ein Mädchen hängt den ganzen Vormittag durch, ist gar nicht bei der Sache. Solche Informationen kann ich aufgreifen und im Umgang mit dem einzelnen Kind beachten und darauf eingehen. Aufgehoben und mitgenommen zu sein ist ebenso wichtig wie die Erledigung der Hausaufgaben und das schulische Lernen. Denn Lernen gelingt dann am besten, wenn man sich wohlfühlen kann.

Beim Basteln von Bienenwaben
Beim Theaterwahlkurs

Nach dem Unterricht hole ich „meine“ Kinder direkt im Klassenzimmer ab und wir gehen gemeinsam zum Mittagessen. Schon auf dem Weg erfahre ich von den Kindern die ersten Ereignisse des Vormittags, wo etwas schief, wo etwas gut gegangen ist und natürlich, falls es welche gegeben hat, die Noten des Tages. Das Mittagessen ab 13.05 Uhr ist eine wichtige Zeit der Gemeinschaft. Es beginnt mit dem Tischgebet. Die Kinder, die das frisch gekochte Essen aus verschiedenen Gerichten aussuchen können, sollen sich natürlich auch körperlich stärken. Daneben bleibt hier aber endlich Zeit zum Austausch, zum Ratsch und zum Erzählen. Die Schüler wählen Ihre Plätze selbst. So können vor allem auch die zusammensitzen, die wirklich etwas besprechen wollen.

Nach sechs Stunden Unterricht und dem Mittagessen ist dann aber wirklich Freizeit angesagt. Falls es vom Wetter her möglich ist, nutzen wir immer das großzügige Gelände, den Spielplatz mit den Schaukeln und Klettergerüsten, die Wiesen, den Sportplatz, die Bäume und Hecken, hinter denen man so gut spielen und sich verstecken kann. Neben Fußball und Basketball erfreuen sich die Reifenschaukeln großer Beliebtheit. Es kann aber auch nur geklettert oder an unserem Bach gebaut werden. Die Sitzgelegenheiten laden zu einem Ratsch ein, was mir oft die Möglichkeit bietet, die neuesten Nachrichten der Kinder zu hören, ihren Erzählungen zuzuhören. Die Schülerinnen und Schüler müssen wissen, dass sie mir den neuesten Witz ebenso erzählen dürfen wie irgendwelche ernsthaften Probleme und Sorgen. Sie müssen wissen, dass sie bei den ganz lustigen Dingen ebenso gut bei mir aufgehoben sind wie bei sehr ernsthaften Anliegen.

Spaß beim ersten Schnee

Gleichzeitig finden in dieser Zeit die Wahlkurse statt. Es gibt ein breites Angebot von Theater, Kreativwerkstatt, Bienen-AG, Leseclub, Entspannen, Umweltscouts, Ministranten, Sport und Spiel und vieles mehr. Die Schülerinnen und Schüler der 5. Klassen dürfen sich das aussuchen, was ihnen zusagt oder die vielfältigen Möglichkeiten des Geländes für eine Auszeit nutzen.

Schließlich kann man noch die Bibliothek besuchen und sich dort bei einem schönen Buch entspannen. Es gibt Kicker, Tischtennis und auch ein Schülercafe, das wir derzeit leider aufgrund der Coronamaßnahmen nicht nutzen können.

Kurz nach halb drei findet sich dann die Klasse wieder im Klassenzimmer ein. Dort werden die Hausaufgaben gemacht und es wird gelernt, also richtig gearbeitet. Ich bekomme täglich Verstärkung von einer jungen Kollegin, so arbeiten wir zu zweit mit den Kindern und können so auch gezielt abfragen und die Hausaufgaben sinnvoll überprüfen. Jede schriftliche Hausaufgabe wird von mir auf Vollständigkeit durchgesehen. Die Schülerinnen und Schüler sollen die Hausaufgaben zunächst möglichst selbstständig anfertigen und dann bearbeiten wir auftretende Schwierigkeiten und Fehler. Auch durch zusätzliche Übungen können die Kinder und ich herausfinden, ob der Stoff inzwischen verstanden wurde. Gerne nutzen einzelne Mädels oder Jungs auch die Möglichkeit der Lernbüros, in denen Fachlehrer inhaltlich weiterhelfen, wo ein spezielles Problem aufgetreten ist, das aktuell nicht im Klassenzimmer besprochen werden kann. Ziel der Studierzeit ist, die Kinder so auf den nächsten Tag vorzubereiten, dass sie gut gerüstet und sorgenfrei die Schule besuchen können.

Natürlich lernen wir nicht den restlichen Nachmittag durch. Nach einer knappen Stunde legen wir noch einmal eine Pause ein, in der eine Brotzeit angeboten wird und wir noch einmal ins Freie gehen können oder die Freizeitmöglichkeiten im Haus und auf dem Gelände nutzen. Anschließend arbeiten wir weiter, üben und fragen ab. Die schnelleren Schüler helfen auch einmal den etwas langsameren. Das Miteinander, auch die gegenseitige Hilfe ist ein wichtiger Baustein der pädagogischen Arbeit. Jeder darf und soll sich auch für die anderen verantwortlich fühlen, ein wichtiger und geschätzter Teil der Gruppe sein.

Besonders erfreulich ist für mich, dass diese Zeiten nicht in Stein gemeißelt sind, sondern jeder Präfekt die Möglichkeit hat, die Zeiten auch der aktuellen Situation anzupassen. So obliegt es mir, ob wir an einem Tag, an dem weniger Hausaufgaben zu erledigen sind und die Kinder auch noch gut gearbeitet haben, die Freizeit verlängern. Andererseits kann es zum Beispiel vor Schulaufgaben notwendig sein, die Studierzeit etwas ausführlicher zu gestalten.

So endet gegen 16.40 Uhr langsam der Tag für unsere Schülerinnen und Schüler, ab 16.50 Uhr fahren die ersten Busse die Kinder dann nach Hause. Eine gemeinsame Verabschiedung ist ebenso selbstverständlich wie das Aufräumen, bevor wir das Klassenzimmer verlassen. Wir haben einen ganzen Nachmittag miteinander gearbeitet, gespielt, uns gefreut, gelacht, vielleicht auch einmal gestritten und uns wieder versöhnt. Auf alle Fälle haben wir auch an diesem Tag wieder viel geleistet und geschafft. So geht ein langer Tag am Gymnasium Schäftlarn gut zu Ende.