Indische Partnerschule
Überblick
Die Geschichte einer Freundschaft
Zwanzig Jahre ist es her, dass Bischof Paul Maipan aus der indischen Stadt Khammam unserem Schulleiter Herrn Sagmeister in München begegnete. Eine Begegnung, aus der eine Freundschaft entstand.
Bischof Paul kam jedes Jahr nach Deutschland, um Freunde und Förderer zu besuchen. Eine Einladung stand und steht weiterhin im Raum: Wer als Freund des Bischofs nach Hyderabad fliegt, der bekommt dessen Bistum Khamman, seine Schulen und seine sozialen Projekte gezeigt.
2013
Im Jahr 2013 waren Dennis Deininger und David Straub, zwei frischgebackene Abiturienten des Gymnasiums Schäftlarn, auf Weltreise unterwegs. Sie reisten auch nach Indien und besuchten auf Vermittlung von Herrn Sagmeister den Bischof Paul und seine Diözese Khammam.
Damals war die „Stella Maris“ Schule nur eine Idee im Kopf des Bischofs. Denn gerade in seinem Bistum Khamman ist der Zugang zu grundständiger Bildung für junge Menschen nicht selbstverständlich. Begeistert von ihrer Begegnung mit dem Bischof und angesteckt von der Idee des Baus einer Schule berichteten Dennis und David von ihrer Reise nach Khamman und beantworteten der Schulgemeinschaft von Schäftlarn viele Fragen in der Aula.
2015
Schon sehr bald nach Dennis und Davids Reise flogen Georg Sibbel und Alex Wilde nach Indien. Das war im Jahr 2015. Zu diesem Zeitpunkt war die Stella Maris School bereits eine Baustelle. Eine Baustelle der besonderen Art… Ein gemeinsames Projekt, getragen von missio München, Sternstunden, Bischof Paul Maipan und dem Gymnasium der Benediktiner Kloster Schäftlarn.
Nach ihrer Reise kamen auch Georg und Alex nach Schäftlarn zurück. Auch sie berichteten in einer großen Spendenveranstaltung von ihren Erfahrungen. Erfahrungen der Begegnung zwischen Schäftlarner Schülern und Schülern aus Indien… Auch Frau Lüddeckens von Sternstunden konnten wir zu diesem Anlass begrüßen. Sie hatte einen großen Scheck im Gepäck… In diesen Tagen wurde in Indien fleißig weiter gebaut.
2016
2016 nach ihrem Abitur reisten die Abiturientinnen Hanna Frankenberger, Lynn Hohenadel, Annika Kolbe und Johanna Fuld zu unserer Partnerschule nach Indien. Sie durften an Unterrichtsstunden teilnehmen und im Rahmen einer „IndianNight“ beim Elternsprechabend davon berichten. Bald nach ihnen besuchten unser Abt Petrus und unser Schulleiter Herr Sagmeister zum ersten Mal Indien. Es kam unter anderem auch zu einem guten Gespräch mit der Schulleiterin der Stella Maris School, ein sogenanntes Direktorentreffen zwischen Schwester Beena und Herrn Sagmeister. Zahlreiche Videos dieser Tage zeigen, dass es ebenfalls sehr gute Gespräche zwischen Abt Petrus und Bischof Paul gab.
Um weitere finanzielle Mittel für den Ausbau der Schule zu erwerben, wurden alsbald erneut Gespräche mit Bischof Paul in Deutschland geführt. Ein Spendenlauf sollte zusammen mit der SMV den Verbindungslehrern und Frau Schmette als Sportlehrerin auf den Weg gebracht werden – ein riesiger Erfolg.
Doch was bedeutet Partnerschaft? Mit dieser Frage setzten wir uns zunehmend in Schäftlarn auseinander. Und schließlich kamen wir zu der Überzeugung, dass wir den Austausch unter den Schülerinnen und Schüler beider Schulen stärken, interkulturellen Austausch ermöglichen und gemeinsame Lernerlebnisse wahr werden lassen wollten.
2018
So reiste im November 2018 die erste Schülergruppe mit dem P-Seminar „Indien“ nach Indien. Sie erstellten unsere Spendenbroschüre und feierten zusammen mit Bischof Paul Maipan, Herrn Sagmeister und Abt Petrus die Einweihung des 2. Stocks der Stella Maris Schule. Außerdem wurde an diesem Tag der Grundstein für das Internat direkt an der Stella Maris Schule gelegt.
2019
Doch dabei blieb es nicht. Denn Partnerschaft beruht auf Gegenseitigkeit! Bischof Paul kam 2019 gemeinsam mit seinem Sekretär Father Kiran zu Besuch. Father Kiran besuchte auch den Unterricht und nahm Ideen für die pädagogische Arbeit an den achtzehn Schulen des Bischofs mit nach Khammam. In all den Begegnungen lernen wir voneinander. Im Lauf der Zeit sind aus Partnern Freunde geworden. Und vielleicht bist Du lieber Leser, liebe Leserin, ja der nächste Botschafter in Khammam…
Aktuelles
Spenden
Gerade in der aktuellen Situation ist unsere Partnerschule auf Hilfe angewiesen und für jegliche Unterstützung sehr dankbar.
Bankverbindung:
Konto „Stella Maris Schule“ bei missio München (internationales katholisches Hilfswerk)
IBAN: DE96 7509 0300 0800 0800 04
BIC: GENODEF1M05 (LIGA Bank München)
Herzlichen Dank für Ihre Hilfsbereitschaft!
Bildung verbindet die Welt
Im Zeitalter der Globalisierung macht die Projektarbeit des Missionswerks missio München Schule. Zum Beispiel am Gymnasium Schäftlarn nahe der bayerischen Landeshauptstadt. Dank der langjährigen Zusammenarbeit mit dem Haus missio ist eine Partnerschaft mit einer Schule in Indien gewachsen. Begleitet von missio-Referentinnen und Referenten und getragen vom Engagement der Schülerschaft und Lehrenden besitzt die Schulpartnerschaft eine große Strahlkraft für weitere Kooperationen.
Bei einer Redaktionskonferenz eines Wochenmagazins geht es wohl nicht anders zu als an diesem Tag am Gymnasium Schäftlarn nahe München. Mit nachdenklichen Blicken beugen sich sechs Köpfe über den Entwurf eines Seitenlayouts. Die einen tragen Hoodies, die anderen Hemden. Alle gemeinsam haben sie eine Entscheidung zu tragen: Wie soll das neue Logo der Homepage aussehen an der sie gerade arbeiten? Und gibt es kein besseres Foto für den Seitenauftritt? „Das Bild kann man ja später noch austauschen“, sagt Luisa, um das Thema abzuschließen. Benedikt auf der anderen Tischseite bietet Unterstützung bei der Bearbeitung des Image-Films an: Er habe da eine Software zum Schneiden daheim. Profis unter sich.
Gemeinsam mit Anna, Johannes, Stefan und Lilli sitzen Luisa und Benedikt heute zusammen, um die nächsten Schritte zur Präsentation ihrer Partnerschule „Stella Maris“ in Indien auf der schuleigenen Homepage zu besprechen. Achtklässler sind sie, normalerweise hätten sie jetzt Freizeit. Für die Mitarbeit an der Homepage haben sie sich freiwillig gemeldet: „Ich finde es wichtig, anderen zur Seite zu stehen, wenn es an Schulbildung oder Geld fehlt“, sagt Benedikt. Er sagt das stellvertretend für die anderen, die zustimmend mit dem Kopf nicken. Auch Religionslehrer Casper van Laak nickt. „Unsere Kooperation mit Indien ist ein Langzeitprojekt, das ist ungeheuer spannend.“
Ohne die Mithilfe von missio, das sagt van Laak auch ganz klar, hätten sie all das niemals auf die Beine stellen können. Die Homepage ist ja nur der nächste Meilenstein in einem Prozess, zu dem Spendenläufe für die indische Partnerschule gehören, wie auch eine Informationsbroschüre über das Lernen und Lehren der Partnerschule Stella Maris: Dazu zählen auch Schülerreisen nach Indien und persönliche Verbindungen, die im Laufe der Zeit entstanden sind. Sein Blick wandert zu der Bildungsreferentin Tanja Scheller, die diesen Entwicklungsprozess kontinuierlich begleitet: „Wir haben noch viel vor.“ Die Zusammenarbeit zwischen dem Benediktinergymnasium Schäftlarn und missio ist über viele Jahre gewachsen. Begonnen hat sie mit der regelmäßigen Ausstellung des interaktiven Lernspiels „missio for life“, bei dem Jugendliche ab der achten Klasse spielerisch in Rollen von Gleichaltrigen aus Indien, Tansania und den Philippinen schlüpfen. In der Turnhalle des Schäftlarner Gymnasiums wurde auch die Weiterentwicklung des Lernparcours vorgestellt. Seither können Spielerinnen und Spieler mit 3-D-Brille in die virtuelle Welt eintauchen, um für ausgewählte Problemfelder in aller Welt sensibilisiert und zum sozialen Engagement ermutigt zu werden.
Die Unterstützung der Stella Maris Schule ist eine konkrete Wirkung dieses Lernens: 2014 sammelten die Mädchen und Jungen bei einem ersten Spendenlauf rund 18.000 € für die indische Partnerschule. Im Jahr 2018 reisten Jugendliche der Oberstufe gemeinsam mit einem Bildungsreferenten der missio-Bildungsabteilung in die Diözese Khammam. Zurückgekehrt sind sie mit Erfahrungen, die ihr Bild vom globalen Miteinander ein Leben lang positiv prägen werden. „Besonders toll an unserer Reise fand ich, dass wir unsere indischen Partner nicht nur sehen, sondern wirklich mit ihnen zusammenarbeiten konnten“, beschrieb eine Teilnehmerin ihre Erfahrung. Die Freude mit der die Kinder in diesem ländlich geprägten Teil Südindiens zur Schule gehen, hatte die Jugendlichen besonders beeindruckt. „Die Wertschätzung für Bildung ist dort viel höher“, meinte eine andere Teilnehmerin, „wir empfinden Schule viel zu oft als Pflicht und weniger als Chance.“ Das war auch die Meinung der anderen Reiseteilnehmenden: letztlich würden alle Jugendlichen für ihren persönlichen Traum kämpfen, egal in welchem Land sie geboren sind. Es sei nur gerecht, dass Jugendliche aus Deutschland ihre Privilegien nutzen und die indischen Partner darin unterstützen, ihre Ziele zu verwirklichen. Um der Schülerschaft und den Familien daheim die Situation vor Ort näher zu bringen, haben die Teilnehmenden eines P-Seminars zur Studien- und Berufsorientierung auf ihrer Reise 2018 auch Bilder und Informationen gesammelt. Die Ergebnisse ihrer Recherchen sind in die Imagebroschüre eingeflossen, die sie mit Unterstützung von missio erstellt haben. Auch Schulleiter Wolfgang Sagmeister ist begeistert von der Kooperation mit dem Missionswerk, zu der viele Baustellen zählen: Schülerpraktika etwa, Bildungsworkshops im Monat der Weltmission oder Veranstaltungen für die Handy-Spendenaktion: „Es ist unsere Aufgabe, den Schülerinnen und Schülern die Augen für die ganze Welt zu öffnen“, meint Sagmeister. Die Kooperation mit missio sei besonders wertvoll für ihn: „Wir profitieren von der großen Erfahrung des Hauses.“
Die Zusammenarbeit mit dem Benediktiner-Gymnasium vor den Toren Münchens ist eines der vielen Projekte, mit denen missio seine Bildungsarbeit an Schulen vorantreibt. Auf Anfrage führt das Bildungsreferat Workshops durch zu Themen der globalen Gerechtigkeit, interkulturellen Kompetenz und der christlichen Verantwortung in der Welt. Das Team setzt auch das transmediale Erlebnis „Missio for Life“ um, entwickelt lernplankonformes Bildungsmaterial und begleitet bayernweit Projektseminare an der gymnasialen Oberstufe. Im Haus der Weltkirche finden außerdem Workshops statt mit Grundschülern, Erstkommunion-Kindern und Firmlingen wie auch Veranstaltungen in der Erwachsenenbildung. Nur im Corona-Jahr war alles etwas anders. Viele der Termine wanderten hinüber in die digitale Welt. „Wir sehen, dass wir mit unseren digitalen Angeboten einen größeren Teilnehmerkreis erreichen und ortsunabhängig Expertise gewinnen können“, erklärt Dr. Christian Mazenik, Leiter der missio-Bildungsabteilung diese Entwicklung. Das sei ein großes Plus. Doch reale Begegnungen können all das nicht ersetzen.
In Schäftlarn arbeiten Luisa und Benedikt und die anderen weiter am digitalen Auftritt von Stella Maris. Irgendwann wollen sie sich selbst gern ein Bild machen. Sie wollen nach Indien fahren, gemeinsam mit ihrem Lehrer und dem missio-Bildungsreferat. Einander auf Augenhöhe begegnen, einander austauschen, sich gemeinsam weiterentwickeln: das ist Bildung, wie sie kein Lehrbuch leisten kann.
Aus dem Missio Jahresbericht 2020
Interviews
Veronika Haider: Gemeinsam zum besten Ergebnis kommen
Was hat dich bewegt, im P-Seminar mitzumachen?
Ich war davor auch in der Indien-AG und Herr van Laak und wir haben besprochen, dass es in der Oberstufe fast keine AG-Möglichkeiten mehr gibt. Wir wollten das ja weiterführen, was wir bis zur 10. Klasse angefangen hatten. Dann kam die Idee, dass wir ein P-Seminar machen könnten, weil wir generell helfen wollten und mehr Aufmerksamkeit für dieses Thema generieren wollten. So haben wir mit missio zusammengearbeitet und dann hat das Ganze auch funktioniert.
Was bedeutet Partnerschaft für dich?
Partnerschaft für mich im Kontext unserer Schulpartnerschaft ist einfach, dass man füreinander da ist. Dass man nicht nur an sich denkt, sondern auch an die anderen. Denn wie es in einer Partnerschaft so ist, soll man nicht nur an sich denken, sondern auch an den anderen Partner und gemeinsam zum besten Ergebnis kommen, sozusagen. In dieser Zeit ist es gerade schwer, weiter in Kontakt zu bleiben. Und obwohl ich mit dem Abitur fertig bin, versuche ich trotzdem weiter den Kontakt zu halten z.B. mit Herrn van Laak. Fragen, wie es denen in Indien gerade geht und ich hoffe, dass wenn das alles wieder besser wird, dass man da auch wieder mehr machen kann. Man soll halt was spenden und sich informieren, was man machen kann und unterstützen. Dass man für den anderen da ist, das ist ganz wichtig für mich in Bezug auf Partnerschaft.
Was habe ich in Indien gelernt? Welche Erfahrungen haben mich geprägt?
Ich habe in Indien gelernt, dass man nicht nur an sich selber denken soll. Aber auch schon vorher in der Indien-AG und im P-Seminar. Man soll nicht nur an sich und seine Probleme denken. Weil wenn man jetzt in Indien war und wir gesehen haben, wie glücklich sie mit den kleinen Dingen sind. Wie glücklich sie sind, weil wir ihnen ein Kuscheltier geschenkt haben. Da habe ich mir gedacht: Wieso beschwere ich mich, wenn ich nicht das neueste Handy habe? Dass jeder die Chance bekommt in die Schule zu gehen, ist ja an sich auch schon ein Geschenk. Etwas, dass mich geprägt hat, war das Gespräch mit dem Father Kiran (Bischofssekretär). Dieser erzählte uns, wie er alles hinter sich gelassen hat. Seine ganze Familie, alles! Um Kinder zu unterstützen und den Bischof Paul Maipan zu unterstützen, hat er alles hinter sich gelassen. Er wollte den Kindern ein Leben schenken. Es war so schön das zu hören. Wow. Wir sind da im Bus gefahren abends und da hat er alles erzählt… Diesen Moment werde ich niemals mehr vergessen. Es ist so schön, dass es solche Menschen auf der Welt gibt.
Wie siehst Du die Begegnung der unterschiedlichen Mentalitäten?
Man soll die anderen verstehen und akzeptieren. Nicht sagen: Ich habe meine Kultur, in der ich lebe und verstehe nicht, wie das bei dem anderen ist. Man sollte alles akzeptieren und Neues zulassen und offen denken und vor allem in der Zusammenarbeit, zusammen zu einem Ergebnis kommen. Nicht nur an sich selbst denken und beide Kulturen zusammenbringen. Reden, kommunizieren, die anderen verstehen und immer offen denken! Und nicht in seinem eigenen Gedankenfeld feststecken.
Marie Hartl: Partnerschaft ist ein gegenseitiges Profitieren
Was hat dich bewegt, im P-Seminar mitzumachen?
Ich habe mich für das P-Seminar Indien entschieden, weil ich schon davor in der Indien AG war. Das heißt das P-Seminar war ja dann nur für die Oberstufe. Und die Indien-AG gab es schon davor. Der Indien-AG bin ich in der achten Klasse beigetreten, ich und meine Freunde. Wir haben uns dazu entschieden, weil uns das einfach interessiert hat. Wir hatten schon öfter gehört, dass Leute dort hingefahren sind. Es war ein sehr interessantes Thema. Deshalb haben wir uns dazu entschieden. Danach war es keine Frage für uns, dass wir auch in das P-Seminar gehen. Vor allem auch, weil wir dort einfach immer eine gute Zeit hatten und weil wir natürlich auch nach Indien fahren wollten. Wir waren ja Teil des Indien-Projektes. Und das wäre ohne uns alles gar so passiert und da waren wir sehr stolz drauf.
Was bedeutet Partnerschaft für dich?
Ständiger Austausch, viel voneinander profitieren, sich gegenseitig Dinge mitgeben und den anderen weiterbringen – sich gegenseitig weiterbringen im Leben. Das hat man in dieser Schulpartnerschaft gesehen. Nicht nur wir haben die Schule dort weitergebracht, sondern die haben uns auch weitergebracht in solchen Dingen wie lernen, glücklich sein und dankbar sein. All das hat uns geholfen, ein bisschen anders über unser Leben zu denken. Es hat uns weitergebracht, indem wir hinfahren durften und denen ihre Geschichten geteilt haben und sie haben auch unsere Geschichten geteilt. Ich würde sagen, dass Partnerschaft ein gegenseitiges Profitieren ist.
Also die ganze Reise an sich war sehr inspirierend. Sie war aber auch ein Kulturschock. Eine Freundin und ich sind angekommen und wir haben es nicht so easy genommen. Wir haben unsere Eltern am 1. Tag vermisst und wir hatten Angst auf der Busfahrt, weil die sehr wild gefahren sind. Es war sehr heiß, wir waren sehr weit weg von unseren Eltern. Auf diesem Weg haben wir gemerkt, wie schwer es diese Menschen haben und wie einfach die das Leben nehmen. Wir hatten dann total viel Spaß. Die ersten beiden Tage war es schwer, aber dann war es unglaublich schön. Es war krass. Jeder wollte dich anfassen, weil du irgendwie neu warst. Das war echt krass, wie bei uns ein Star, der verehrt wird. Das war irgendwie crazy, aber gleichzeitig ein wunderschönes Erlebnis. Wir haben mitgenommen, dass man auch in den schwierigsten Zeiten glücklich sein und lächeln kann. Man kann glücklich sein, mit den kleinsten Dingen. Und wie gerne Kinder in die Schule gegangen sind, das war auch so ein großes Ding für uns.
Was habe ich in Indien gelernt? Welche Erfahrungen haben mich geprägt?
Es vergeht keine Woche, in der ich nicht daran denke, wie schön meine Zeit dort war und wie viel ich gelernt habe. Und wie anders Menschen leben können. Es hat mich definitiv dankbarer gemacht. Ich will nicht immer nur das neueste Handy haben, weil das nicht das ist, was das Leben ausmacht. Sondern Lebenslust, Freude, Freunde, lernen und glücklich sein, das ist das was das Leben ausmacht. Natürlich vergisst man das ab und zu. Aber das Leben hat eine lustige Art, dir das immer wieder zu zeigen. Ich denke jeder von uns hat Erfahrungen gemacht, die unser Leben für immer prägen. Und wir haben das Glück, dass wir das schon in so jungem Alter erfahren und erleben konnten.
Wie siehst Du die Begegnung der unterschiedlichen Mentalitäten?
Es ist wichtig, dass man offen ist und den anderen akzeptiert und ihn nicht verändern möchte. Nicht sagen möchte, Du machst das und das falsch… wir sind schon viel weiter, sondern wenn der andere frägt, versucht zu helfen. Oder sagen: „Willst du meine Hilfe?“ Niemals einen Ratschlag auf jemanden schmeißen, der eine ganz andere Mentalität hat. Offen sein für das, war er dir zeigen möchte, für das was ich dir zeigen möchte. Zu wissen, dass es nicht einfach ist, Sachen zu akzeptieren, die du noch nie gehört hast. Und auch eben nicht zu viel prahlen: z.B. unsere Häuser sind aber fünf Mal größer. Es ist wichtig, dass man eine Kommunikation hat. Was einem gefallen hat, was einem nicht gefallen hat. Sich gegenseitig weiterbringen, aber auf die netteste Art und Weise und sicher nicht von oben herab.
Bernd Ziegler (missio-Bildungsreferent)
Was hat dich dazu bewegt, das Indienprojekt des Gymnasiums der Benediktiner Schäftlarn im Bistum Khammam zu unterstützen und die Reise der SchülerInnen zu begleiten?
Einige Schülerinnen des Gymnasiums Schäftlarn, denen die Partnerschaft mit der Stella Maris School in Morampalli Banjara ein besonderes Anliegen war, haben bei meiner damaligen Arbeitsstelle missio München ein schulbegleitendes Praktikum gemacht. Bei der Praktikumsbetreuung ist mir schon aufgefallen, mit wieviel Engagement und Herzblut die indisch-deutsche Schulbeziehung gepflegt wird. Deswegen haben ich gerne zugesagt, als missio-Bildungsreferent ein P-Seminar zur Vertiefung der Partnerschaft inhaltlich mitzubetreuen. Aus heutiger Sicht war das eine sehr gute Entscheidung. Sowohl die Arbeit mit den Schülern im Seminar als auch die gemeinsame Reise nach Morampalli Banjara waren unglaublich beeindruckende Erlebnisse.
Was hast du durch die Begegnungsreise nach Indien gelernt und für dich mitgenommen?
Von den vielen gewinnbringenden Erfahrungen, die unsere Reisegruppe machen durfte, kann ich hier nur einen kleinen Ausschnitt wiedergeben. Nachhaltig beeindruckt hat mich die Offenheit und Neugierde unserer indischen PartnerInnen. Die SchülerInnen aus Stella Maris sind ihren deutschen Altersgenossen vom ersten Moment an mit einer so offenen Haltung begegnet, dass Sprachbarrieren und andere Unsicherheiten sofort überwunden waren. Von diesem ehrlichen Interesse, das in langen Gesprächen, gemeinsamen Tänzen oder Hockey-Partien seinen Ausdruck fand, habe ich hoffentlich ein kleines bisschen nach Deutschland mitnehmen können.
Inwiefern prägen dich heute noch Erfahrungen dieser Indienreise?
Besonders eingeprägt hat sich bei mir der Besuch einer Betreuungseinrichtung für Waisenkinder mit Behinderung in einem abgelegenen Viertel der Stadt Khammam. Diese Situation bringt für mich die Ungerechtigkeit unserer Welt auf den Punkt. Auf der einen Seite stehen wir: die BesucherInnen aus Deutschland, die als BürgerInnen eines reichen Landes in eine über 8000 Kilometer entfernte Stadt reisen können. Auf der anderen stehen die indischen Waisen und die sie betreuenden Schwestern: Ihnen mangelt es trotz des selbstlosen Einsatzes der Ordensfrauen an grundlegenden Gütern, um menschenwürdig leben zu können. Ist die unterschiedliche Verteilung von Gütern und Chancen auf unserer Welt gerecht und wie können wir darüber sinnvoll diskutieren? Diese Frage beschäftigt mich auch beruflich. Dabei denke ich häufig an den Besuch der Betreuungseinrichtung in Khammam.
Was bedeutet Partnerschaft im Kontext der Schulpartnerschaft Schäftlarn/Khammam für dich?
Für mich kennzeichnet diese Partnerschaft die große Einsatzbereitschaft und das starke Vertrauen auf beiden Seiten. Als Reisegruppe durften wir erleben, wie Bischof Paul Maipan, sein Sekretär Father Kiran und das ganze Team aus dem Bistum Khammam alle Hebel in Bewegung setzen, um uns zwei ereignisreiche Wochen zu bereiten. Dabei sind wir immer vertrauensvoll als „Freunde aus Deutschland“ vorgestellt worden, was die Grundlage für viele schöne Begegnungen gelegt hat. Auf eine andere, aber nicht minder intensive Weise setzen sich auch die Verantwortlichen des Gymnasiums Schäftlarn für die Aufrechterhaltung und Stärkung dieser Partnerschaft ein.
Was war dein schönstes Erlebnis in Indien?
Da gibt es viele, ein Highlight war sicherlich das Divali-Fest! Wir haben das hinduistische Lichterfest in einer christlichen Variante bei einer Schwesterngemeinschaft gefeiert, die neben der Stella Maris School lebt. Zuerst haben wir mit einigen BewohnerInnen des Schulcampus bei viel Kerzenschein still über unsere Lebenswünsche und -träume nachgedacht. Danach sind Jugendliche aus den umliegenden Dörfern gekommen, haben mit uns getanzt, Süßigkeiten gegessen und – wie zu Divali üblich – viele Feuerwerkskörper gezündet.
Und was hat dich am meisten an der indischen Lebensweise fasziniert?
Mich haben die unglaubliche Herzlichkeit und Gastfreundschaft der Menschen in Indien begeistert. Gleichzeitig aber auch der Ehrgeiz, mit dem viele SchülerInnen ihre Ziele verfolgen. Sie wollen etwas aus sich machen, wollen einmal in einem guten Job arbeiten. Hoffentlich trägt die Partnerschaft zwischen der Stella Maris School und dem Gymnasium Schäftlarn noch lange dazu bei, dass dies vielen jungen Menschen auch gelingt.
